Rezension - Böser Wolf von Nele Neuhaus

Ein junges Mädchen wir tot im Main gefunden. Niemand kennt ihre Identität und keiner scheint sie zu vermissen. Einen ähnlichen Fall gab es bereits vor einigen Jahren, doch kann es hier wirklich einen Zusammenhang geben?

Kurz darauf wird die Fernsehmoderatorin Hanna Herzmann auf brutalste Weise vergewaltigt, gequält und schließlich nackt in im Kofferraum ihres Autos zurückgelassen. Der Überfall scheint mit der Recherche zu einer Story zusammenzuhängen, an der Hanna in letzter Zeit gearbeitet hat. Nicht einmal ihre engsten Mitarbeiter wissen, um welches brisante Thema es sich handelt, doch anscheinend muss trotzdem etwas durchgesickert sein. Jemand scheint sich von Hannas Recherchen bedroht zu fühlen.

Pia Kirchhoff, die in beiden Fällen ermittelt, trifft auf einem Klassentreffen ihre alte Schulfreundin Emma wieder, die gerade gravierende Probleme mit ihrer Tochter Louisa hat. Die 5-jährige hat in letzter Zeit ihr Verhalten total verändert. Sie wendet sich von ihrer Mutter ab, zieht sich immer mehr zurück und legt ein ungewohnt aggressives Verhalten an den Tag.

Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein stehen vor einer großen Herausforderung und kommen mit den Ermittlungen nur schleppend voran. Erst nach und nach ergeben sich die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ereignissen und offenbaren die grausamen Aktivitäten gewissenloser Menschen, die über Jahre hinweg ungestraft andere für ihre Zwecke missbraucht haben.

Neben „Schneewittchen muss sterben“ ist „Böser Wolf“ für mich das beste Buch von Nele Neuhaus. Sie schafft es in diesem Roman perfekt, einzelne Handlungsstränge nebeneinander aufzubauen, die am Ende alle zusammenführen. Nie hätte ich am Anfang erraten, wie die einzelnen Personen in die Handlung verstrickt sind und miteinander zusammenhängen. Das Besondere an den Taunus-Krimis ist für mich immer, dass die einzelnen Charaktere so ausführlich dargestellt werden. Man erfährt viel über die einzelnen Personen und kann sie sich so viel besser vorstellen. Gleichzeitig hat man das Gefühl die Person zu kennen und fühlt sich viel besser in ihre Situation hinein. Das Ermittlerteam Kirchhoff und Bodenstein wird gerade durch ihre kleinen persönlichen Fehler menschlicher und sympathischer. Außerdem finde ich es gut, dass Frau Neuhaus hier das so brisante und leider nach wie vor aktuelle Thema des Kindesmissbrauchs aufgegriffen hat.

Ein wirklich tolles Buch! Jetzt freu ich mich schon auf Band Nr. 7!