Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry von Rachel Joyce, FISCHER Taschenbuch, 400 Seiten, ISBN: 978-3-596-19536-7, www.fischerverlage.de |
Inhalt
Als Harold Fry einen Abschiedsbrief einer ehemaligen Arbeitskollegin
erhält, die unheilbar an Krebs erkrankt ist, ist er schockiert und überfordert.
Er möchte ihr antworten, doch es fällt ihm schwer die richtigen Worte zu
finden. Letztendlich entscheidet er sich für ein paar wenige Worte und macht
sich mit dem Brief gleich auf den Weg zum Briefkasten. Dieser Weg wird für ihn
zu einer wochenlangen Reise, denn er kann einfach nicht mehr stehen bleiben. Er
möchte, dass Queenie lebt bis er sich persönlich von ihr verabschieden kann.
Der Weg bis ins Hospiz wird von Höhen und Tiefen geprägt und bringt längst
vergessene Gefühle und Erinnerungen wieder in sein Bewusstsein. Nicht nur
einmal steht er kurz davor aufzugeben. Wer weiß, ob Queenie seine Ankunft
überhaupt noch erleben würde?
Meinung
Die unwahrscheinliche Pilgerreise
des Harold Fry nimmt den Leser mit auf eine Reise durch England, doch
eigentlich noch viel mehr auf eine Reise zu Harold.
Er ist ein Mann voller Unsicherheit. Er hat das Gefühl in seinem Leben
fast alles falsch gemacht zu haben. Die Beziehung zu seiner Ehefrau scheint
gescheitert, das Verhältnis zu seinem Sohn war immer sehr schlecht, er hat
keine Freunde und Queenie, die so etwas wie eine Freundin für ihn war, hat er
im Stich gelassen. Es scheint als macht er sich auf die Reise, um zu beweisen,
dass er auch etwas richtig machen kann. Doch immer wieder bewirkt seine Reise
genau das Gegenteil.
Ich persönlich hätte mir an mancher Stelle eine andere Reaktion von
Harold gewünscht. Als ihm beispielsweise der Deal mit einer Getränkefirma
aufgezwungen wird, wehrt er sich nicht und die Ausrede „er sei ein
Nachkriegskind, das nichts wegwerfen kann“ ist mir zu fadenscheinig. Er muss es
ja nicht wegwerfen, er könnte es an Menschen spenden, die sich darüber freuen.
Aber vielleicht machen auch gerade diese Stellen, an denen Harold
anders reagiert als man seine Person bisher kennengelernt hat, die Geschichte
aus.
Schade finde ich aber trotzdem die Szene im Hospiz fast am Ende.
Eigentlich sollte die Reise Harold wenigstens ein bisschen mehr Selbstvertrauen
vermittelt haben, doch meiner Meinung nach verhält er sich hier sehr feige.
Das Ende allerdings bietet einen runden Abschluss für die Geschichte
und gefällt mir sehr gut.
Der Schreibstil liest sich flüssig und entführt den Leser in die Welt
von Harold Fry. Man taucht richtig ein in seine Gefühlswelt und feuert ihn
innerlich an, seinen Weg nicht abzubrechen und sein Ziel nicht aus den Augen zu
verlieren. Das Buch zeigt, dass jeder die Chance hat sein Leben in die Hand zu
nehmen und sich nicht seinem Schicksal ergeben muss.
Fazit
Ein sehr schönes Buch.
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